Grenzland
Zwischen Raziborz und Ostrava liegt noch auf polnischer Seite eine endlose Kohlehalde,
und genauso fühlt sich die Gegend an, da kann man noch so große Eu-Projektschilder
hinstellen.
Da im Grenzland ist die Luft raus, kein Charm mehr, irgendwie Seelenlos. Und dann kommt er,
der Abschiedsbevollmächtigte,
zielt mit schnappsschlieriegen Augen auf mich zu, setzt sich und redet los. Ich dreh im
freundlicherweise eine Zigarette, frage cigarette dobra? worauf Geselle Abschiedsbecollmächtigter die Selbstgedrehte
angeraucht in den Ascher drückt. Da geht dirs Messer glatt in der Tasche auf, und elegant
hab ich mich dann vom Acker gemacht.
Morgens um 10 feiert man Erntedank, ein großes Dorffest mit Polizeisperre und hunderten Kirchgängern,
alle per Pedes oder auf dem Rad im Sonntagstaat, die anderen in den Pilzen, die Jungen Männer im Wald
am Auto, die alten Männer vor der
geschlossenen Gaststätte mit dem mitgebrachten Bier. Um 9.30 Uhr kaufen die ersten Nachschub im Dorfladen,
und im Ernst:
Polen hat ein jenseits Alkoholproblem. Die Männer über 50 sind es vor allem. Immer mit dem Klaren in der
Tasche unterwegs.
Tschechien dann empfängt mich mit Großbaustellen, in zehn Jahren hat die Sache wohl Westdeutschland-Niveau,
wenn sie denn so weiter machen was zu erwarten ist. Ach, in Tschechien lächeln die Mädels wieder, das tut richtig gut.
Cesky Tesin, ganz krass, man darf nicht immer glauben was die Karte vorgibt, gelegen im Vorland der Berge
an der Grenze zur Slowakei - eine Ansammlung schäbiger Plattenbauten, mit einer Mischung von Gipsies, Bulldogs
und Lonsdales.
Schauderhaft, krass und ernst. Da will man auf keinen Fall, dass das Mopped schlappmacht.
Und dann in die Berge, echte 1000 Meter, das fühlt sich nach Polen, das ja flacher ist als ein Teller, mächtig
hoch an. Und schlussendlich finde ich sogar den Campingplatz, wo die Wirte gerade heute abreisen, gratis, einwandfrei.
Die Dusche ist aber im Bach der hier vorbeifliesst, Horni Lomni, oder Wodka Cola, da steh ich mit ein paar
freundlichen Gesellen am Feuer und kann mal wieder nicht nein sagen. Und zum Regen rauscht der Bach, da kann
man sich nur noch müde der Nacht hingeben.
Morgen dann wieder, in die Slowakei und praktisch von unten an die Oderquelle ran. Dann sind wir am Anfang
angekommen, da wo die Oder eigentlich losgeht, aber das Ende der Geschichte ist das noch lange nicht.
Slowakia
Somehow the shape of history appears between the straight lines of an eastern dream and a change of future outlooks.
Just before the sun goes up, early in the morning, with a heavy mist lurking over the town.
Then I rush through the wet scenery, strange impressions in a hazey atmosphere in a village that has seen better days.
I build my own castles because I am a stranger here, the landscape is not mine, extending out in all directions.
It is someone else's home, not my home,
and I keep on riding the old bike because I can, if desired, simply delete myself from the scene.
And then it feels like nothing has happened, no traces left, the name already forgotten.
Posted by Heiks on 2006-09-05 12:35:00 | #45
Hast du da abgebissen?